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Getanzte Leidenschaft
Flamenco und Neruda-Gedichte mit dem "Ensemble madrugá flamenca"
Der Bühnenboden im Bürgerhaus Unterschleißheim vibrierte: Sybille Märklin
vom "Ensemble madrugá flamenca" klackerte und stampfte sich durch feurige Leidenschaft, wehmütige
Sehnsucht und kokette Flirts. Ihr Paartanz mit Marco Volta - ein lyrisch getanztes Wechselbad der Gefühle:
Sie lockt ihn mit verheißungsvollem Klappern der Kastagnetten, er nähert sich, entfernt sich
wieder und wirft schließlich ihre Kastagnetten zu Boden. Das Aus für die Liebe. Auch wenn sie die
Kastagnetten gemeinsam wieder aufheben, bleibt dem Paar nichts anderes, als ein klagendes Stakkato über
die verlorene Liebe.
Flamenco allein ist ja schon ein Erlebnis, vor allem wenn er so gut und instensiv dargeboten wird. Aber das
Freiburger Ensemble hatte noch mehr in petto: Gedichte des chilenischen Dichters und Literaturnobelpreisträgers
Pablo Neruda. Seine Poemas de Amor trug Jörg Hofmann mit samtig-weicher Stimme vor, wozu er gefühlvoll
die Gitarre spielte. "Ich erwachte, und manchmal zieh´n flüchtend fort Vögel, die schliefen
in meiner Seele" - solche Zeilen erfordern viel Einfühlsamkeit und Zeit, um zu wirken.
Zum Gedicht über die Bienen flatterten die Hände der anmutigen Tänzerin Sybille Märklin, und
rasanter Tanz mündet in fast starr anmutende Posen. Heiter und frech-neckend hingegen ihr klackernder
Tanz zum Text "Hier liebe ich Dich". Kombiniert mit der Lyrik und eingehüllt vom perlenden Gitarrenspiel,
einem weichen Kontrabass-Mantel und energischer Percussion wurde das Flamenco-Vergnügen zu einem
leidenschaftlichen Erlebnis für die Sinne.
Münchner Merkur, 10/06.
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